Vom Ein-Mann-Betrieb zur international tätigen Gruppe – Wie alles begann

Wie war das damals, als Josef Rädlinger senior seine Tätigkeit in der Baubranche aufnahm? Wie schnell ist das Unternehmen gewachsen? Welche Rolle hat dabei der „Rädlinger-Sturkopf“ gespielt?

Lisa-Ann Rädlinger, die dritte Generation im Unternehmen und Marketingleitung der Werner Rädlinger Gruppe, fragt nach: bei ihren Großeltern Josef und Monika Rädlinger. Und entdeckt dabei neben Unterschieden auch Parallelen zwischen damals und heute.

Lisa: Opa, wie kam es zu deiner Selbstständigkeit? Du hast mir einmal erzählt, dass du zunächst Fernfahrer warst.

Josef: Richtig und dann hab‘ ich mir 1963 einen Lastwagen gekauft, einen neuen Zwei-Achser-Hinterkipper. Damit wollte ich mich als Fuhrunternehmer selbstständig machen.

Monika: Er hat den Lastwagen bestellt und erst dann die Prüfung abgelegt.

Josef: Das ging alles so schnell, dass ich mich erst hinterher zur Prüfung zum Fuhrunternehmer anmelden konnte. Die Zulassung brauchte ich ja. Der Lkw hat schon auf dem Hof gestanden, als ich die Prüfung bestanden habe. Und ab da bin ich gefahren.

Monika: … und zwar von frühmorgens bis spät in die Nacht – damals gab es ja noch keine Beschränkungen bei den Fahrzeiten. Immer war er unterwegs und hat für andere Leute hauptsächlich Baumaterial transportiert. Das Geschäft lief so gut, dass Josef ein Jahr später einen zweiten Lkw gekauft hat.

Josef: Zu dem Zeitpunkt kam mit Robert Habler der erste Mitarbeiter als weiterer Lastwagenfahrer dazu. Ab 1965 haben wir in Satzdorf angefangen, Kies abzubauen. Da brauchten wir einen Baggerfahrer. Der war dann Mitarbeiter Nummer zwei.

Lisa [zu Josef]: Du warst in den Anfängen Ein-Mann-Unternehmer. Du warst also Chef, Buchhalter, …

Monika: Buchhalter nicht, das war ich. Ich habe auch die Rechnungen geschrieben.

Josef: Um so ein Unternehmen aufzubauen musst du zusammenhelfen – da muss Monika schon mit erwähnt werden. Sie hat viel gemacht.

Monika: Ach, so viel hab‘ ich nicht gemacht. Und unternehmerisch konnte ich ja nie Entscheidungen treffen…

Josef: … beim Entscheiden war ich dafür flott. Entscheidungen hab‘ ich einfach getroffen.

Lisa: Du warst eben der Unternehmer – und dann ist das Unternehmen gewachsen. Konntest du da Aufgaben gut an andere abgeben?

Monika: Nein, er wollte immer alles selber bestimmen (lacht),

Josef: Ich musste ja bestimmen und entscheiden, damit etwas vorwärts geht.

Monika: Im Gegensatz zu mir war er auch sehr entscheidungsfreudig. Er hat sich nicht bremsen lassen. Er hat gesagt, was gemacht wird – ein Rädlinger-Sturkopf!

Josef: Man darf sich auch nicht bremsen lassen. Ansonsten hätten wir das Unternehmen nicht vorangebracht.

Monika: Als Chef war er streng, aber gerecht.

Josef: Ich war für klare Ansprache, die hat es manchmal einfach gebraucht. Aber ich war immer nah an den Mitarbeitern dran und vor allem nie nachtragend. Bis heute nicht. Das liegt nicht in meiner Natur.

Lisa: Wie kann ich mir das Miteinander vorstellen? Habt ihr mit euren Mitarbeitern auch zusammen gefeiert, Weihnachten zum Beispiel?

Monika: Früher haben sich die Mitarbeiter ja jede Woche am Freitagnachmittag ihren Lohn noch bar abgeholt, den ich vorher in Lohntüten zusammengestellt habe. Da ging‘s dann immer fröhlich zu.

Josef: Stimmt, da gab’s auf dem Nachhauseweg dann auch den ein oder anderen Einkehrschwung …

Monika: Weihnachtsfeiern gab’s damals noch nicht. Aber gefeiert haben wir öfter. Ich war immer auf den Einweihungsfeiern von Bauprojekten mit dabei. Und mit den eigenen Mitarbeitern haben wir uns auch zusammengesetzt: bei uns auf der Terrasse oder im Büro – bei Brotzeit und Bier.

Josef: Ohne Monika wäre das nicht möglich gewesen. Und die Mitarbeiter mussten beim Organisieren auch mit anpacken.

Lisa: Das ist ja ähnlich wie bei uns jetzt: Bei uns heißt die Veranstaltungsreihe „ZAMHOCKA“: Man sitzt zusammen, redet, isst Pizza und trinkt ein Bierchen. Das haben wir dann ja irgendwie von euch abgekupfert.

Josef: Geselliges Beisammensein war auch für Geschäftsabschlüsse wichtig. Vieles lief da auf persönlicher Ebene.

Lisa: Das ist heute auch noch so: Persönliche Beziehungen sind wichtig, es zählen schöne Gespräche und Momente.
Eine Sache noch zum Schluss: Opa, du hast den Leitsatz „Es gibt nichts, das nicht geht“ geprägt. Wie stehst du heute zu dem Satz?

Josef: Der gilt auch heute noch. Daran halte ich fest.

Lisa: Ihr habt Großes geleistet. Danke euch beiden für den Ausflug in die Vergangenheit!